Privat zwei schwere Verluste, dann Corona - Lockdown. Mille feuille. Das Thema, worauf wir uns mit Federleicht geeinigt hatten. Crèmeschnitten, Patisserien – danach war mir nicht zu Mute. Vor dem Atelierfenster blühten kleine, fast unscheinbare Blumen. Die Küchenschelle, die Jungfer im Grünen, die Glockenblume, der Natterkopf. Ich malte ihre Schatten. Und ich begann mein Aquarell-Tagebuch. Jeden Tag eine kleine Zeichnung von gewöhnlichem Zeug.
Gleichzeitig beschäftigte ich mich mit Kräutern. Der Rosmarin, Tau des Meeres und Symbol für den Tod, aber auch für die Liebe und das ewige Gedenken. Umwickelte Rosmarinzweige, das Verbinden von Wunden, gesammelt in der Botanisierbüchse. Als Kind pflückte ich gerne Pflanzen, die ich zwischen Löschpapier unter einem dicken Bücherstapel presste und trocknete. Und ich liebte die Stickbilder, die damals für Kinder in Mode waren. Diese Tätigkeiten und Erinnerungen flossen in meine Kräuterbilder auf Löschpapier.
Dann die Sommerferien in Südfrankreich, Streifzüge durch den duftenden Garten über den heissen Stein. Der Rosmarin gedeiht in voller Pracht, dazu Thymian, Lavendel und Verveine. Das Leben. Intensive Farben, leuchtendes Gelb und Blau, viel Grün, tausend Blätter. Stille Tätigkeiten, sich sammeln, sich zurechtfinden und weitergehen auf dem Pfad – mit einem Haufen Zeugs im Gepäck.
Sommer 2020, Arlette Ch. Sormani
Natur, Bewegung, Erinnerung